Veränderung im Executive Search - Experteninterview mit Dr. Gerhard Michael Eckert

Frankfurt, 12.07.2024

Wie würden Sie das komplexe Thema „Executive Search & Leadership Consulting“ in einfachen Worten erklären?

„Executive Search“ ist eine Dienstleistung, bei der Unternehmen Experten beauftragen, Führungskräfte mit der richtigen „situativen Eignung“ für Schlüsselpositionen zu finden, zu beurteilen und schlussendlich an Bord zu bringen.

„Leadership Consulting“ ist die Beratungsdienstleistung Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Führungskräfte zu entwickeln, zu verbessern und effektiver zu gestalten; schlussendlich die richtigen Leute in die Position zu versetzen, ihr Bestes für das Unternehmen geben zu können.

Portraitfoto Dr. Gerhard Michael Eckert

Welche Entwicklungen gibt es in Ihrem Fachgebiet, die das Potenzial haben, die Branche nachhaltig zu verändern?

Da tut sich zum Beispiel viel im Bereich Technologie und Datenanalyse. Das Finden, die Bewertung und Auswahl von Kandidaten durch Einsatz von KI, Algorithmen und Daten wird sich positiv auf die Personalauswahl auswirken – der „Headhunter“ behält eine wichtige Funktion im Mensch-zu-Mensch-Kontakt.

Relevant sind die Entwicklungen zu Diversität, Nachhaltigkeit sowie Flexibilität im Arbeitsalltag.

Können Sie uns einige konkrete Beispiele aus Ihrer Erfahrung nennen, die verdeutlichen, wie Ihr Fachgebiet einen positiven Einfluss für die Unternehmen hat?

Ja gerne: Zum Beispiel bei der Unternehmensnachfolge oder in Krisensituationen. Generell gilt im Executive Search, vor eine Therapie die Diagnose zu stellen! Erst wenn die Diagnose stimmt, kann mit der richtigen Therapie aufgewartet werden – oder anders ausgedrückt, nicht jeder Manager passt auf jede Unternehmenssituation.

Gibt es Missverständnisse oder falsche Vorstellungen über Ihr Fachgebiet, mit denen Sie häufig konfrontiert werden? Wie würden Sie diese korrigieren oder aufklären?

Executive Search ist nur für große Unternehmen:
Nein, auch kleinere Unternehmen können von der Dienstleistung profitieren und passende Kandidaten gewinnen, die die einzigartigen Anforderungen und Visionen des Unternehmens erfüllen.

Executive Search ist Personalvermittlung:
Nein, wir suchen und gewinnen bestmögliche Kandidaten für Führungs- und Schlüsselpositionen in einem Dienstleistungsmandat. Wir suchen den besten Deckel für den Topf und handeln nicht mit Deckeln!

Welche Fähigkeiten oder Qualifikationen sind in Ihrem Bereich besonders wichtig, um erfolgreich zu sein? Gibt es spezifische Empfehlungen, die Sie angehenden Executive Search Beratern oder Leadership Consultants geben würden?

  • Branchenkenntnis aus Theorie und Praxis: Nur so weiß man über Trends, Best Practice etc. Bescheid und kann glaubhaft kommunizieren.
  • Kommunikation auf Augenhöhe mit Kandidaten und Kunden.
  • Analytische Expertise, um die komplexen Anforderungen der Unternehmen aufzunehmen und bestmögliche Kandidaten bewerten und gewinnen zu können.
  • Empathie und Einfühlungsvermögen: „Behandele jeden Kandidaten so, als ob es Dein nächster Auftraggeber sein könnte.“ Der Umgang mit Menschen steht im Zentrum von Executive Search und ist durch keine Maschine zu ersetzen.

Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit in der Branche und wie glauben Sie, dass diese angegangen werden können?

Veränderungen in der Arbeitswelt durch Technologie, Globalisierung und demografischen Wandel sowie der sich mehr und mehr entwickelnde „War for Talents“. Auch KI und neue Technologien werden unsere Branche verändern und stetige Anpassungen in unserem Dienstleistungssektor notwendig machen.

Unsere Beratungsdienstleistung kann sich nur durch kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung diesen Herausforderungen stellen und sie meistern – der Mensch bleibt.

Welche Rolle spielen ethische Überlegungen im Executive Search und wie werden sie berücksichtigt?

Unser Unternehmen Höchsmann & Company ist seit Jahren Mitglied im Weltverband, dem AESC (Anm. der Redaktion: Association of Executive Search Consultants), dessen Statuten uns zu höchstem ethischem Handeln verpflichtet. Vertraulichkeit, Transparenz und Diskriminierungsfreiheit sind „conditio sine qua non“ (Anmerkung der Redaktion: … unabdingbare Voraussetzung).

Welche persönlichen Erfahrungen oder Erkenntnisse haben Sie aus Ihrer Karriere gewonnen, die für andere in Ihrem Fachbereich inspirierend oder lehrreich sein könnten?

  • Kontinuierliche Weiterbildung insbesondere in der Nutzung von IT, KI und Technologie-Support, um die täglichen Arbeiten effizienter zu gestalten und mehr Zeit für den Menschen zu haben.
  • Über den Tellerrand schauen: Manchmal sitzt der richtige Kandidat eben nicht bei der direkten Konkurrenz, sondern in einer benachbarten, schon besser agierenden Industrie. Ich nenne das „Cross-Fertilization“.
  • Zusammenarbeit in nationalen und internationalen Netzwerken wie dem AESC.

Was motiviert Sie persönlich, in Ihrem Fachgebiet tätig zu sein? Welche Leidenschaft treibt Sie an?

Man arbeitet mit Menschen und hat erst dann einen guten Job gemacht, wenn beide Seiten glücklich sind.